* „Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.“
„Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ Preamble to the Constitution of the World Health Organization as adopted by the International Health Conference, New York, 19-22 June, 1946; signed on 22 July 1946 by the representatives of 61 States (Official Records of the World Health Organization, no. 2, p. 100) and entered into force on 7 April 1948.
In Abstimmung mit der Sportentwicklungsplanung der Stadt Oldenburg sieht der Vorstand des SSB gegenwärtig folgende Entwicklungsschwerpunkte:
Der Sportentwicklungsplan von 2009 enthält bereits zahlreiche Ideen und Ausgangspunkte. Gegenwärtig sind folgende Bereiche von besonderer Bedeutung:
Grundlagen für die Sportentwicklung in der Stadt Oldenburg 2016 bis 2021
Sportentwicklung ist ein ständiger Prozess und nie abgeschlossen. Welche politische und gesellschaftliche Bedeutung Sport hat, hängt von der Wahrnehmung und Definition des Sportbegriffs bei den handelnden Akteuren und den Wünschen und Bedürfnissen der Zielgruppen ab und kann sich im Detail recht stark unterscheiden. Für manche Bürger reduziert sich der Sportbegriff auf den Leistungssport und das, was im Sportteil der Tageszeitung steht oder im Fernsehen gezeigt wird. Diese Sichtweise ist für die moderne Sportentwicklung und Bewegungswissenschaft viel zu eng und wenig hilfreich!
Grundlage für den Sportbegriff des Stadtsportbundes Oldenburg e. V. (SSB) ist das Niedersächsische Sportfördergesetz vom 7. Dezember 2012 sowie die Sportdefinition des vom Rat der Stadt 2009 verabschiedeten Sportentwicklungsplans (SEP). Damit orientiert sich der SSB an einem erweiterten Sportverständnis im Sinne von Spiel, Sport und Bewegung für alle. Sport ist somit ein elementares biologisches und kulturelles Lebensbedürfnis und nachhaltiges Entwicklungsziel der sozialen Teilhabe. Daraus begründet sich insbesondere die Förderungswürdigkeit von gemeinnützigem Vereinssport für die Gesellschaft und die Abgrenzung zum Sport von kommerziellen Anbietern als Bestandteil des Fitnessmarktes oder etwa auch zum Profisport.
Das Leitbild des SSB betont für die Verbandsarbeit in der Stadt neben den traditionell leistungssportlichen Aspekten der Fachverbände, die gemeinnützigen, gesundheitsfördernden und präventiven Aspekte des Sports, Zitat: „Der SSB fördert die Gesunderhaltung der Bürger im Sinne der Definition der Weltgesundheitsorganisation. Der SSB unterstützt und initiiert Projekte zur körperlichen, psychischen und sozialen Prävention.“ Alle drei Säulen sind Kriterium der Förderung und werden durch den Vereinssport verwirklicht. Damit wird das natürliche Bewegungsbedürfnis und die soziale Teilhabe des Menschen in den Mittelpunkt der Sportentwicklung gerückt und eine Grenze gezogen zu Sportformen, die dieser Gesundheitsdefinition zuwider laufen, so z. B. die Entwicklung von E-Sports, insbesondere bei Egoshootern, die der SSB ablehnt!
Dabei bildet der Breitensport die Basis des Leistungssports und der Leistungssport wiederum hat Vorbildfunktion für den Breitensport und ist unverzichtbares Bindemittel für den Zusammenhalt des organisierten Sports. Breitensport und Leistungssport sollten bei der Förderung nicht gegeneinander ausgespielt werden! Dasselbe gilt für den sogenannten „informellen“ Sport.
Ein kurzer Rückblick zum Prozess der Sportentwicklung in Oldenburg: Im Frühjahr 2005 wurde der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Christian Wopp mit der Erstellung eines Gutachtens zur Situation und Entwicklung des Sports in Oldenburg beauftragt. Mitte 2006 lag das „Gutachten zu Grundlagen und Empfehlungen zur Sportentwicklung in der Stadt Oldenburg“ vor. Unter dem Motto „Oldenburg, die sportliche Stadt im Nordwesten“ entwickelten Wopp und Mitarbeiter Handlungsempfehlungen und Leitideen zur Sportentwicklung. Diese grundlegende Analyse war eine Bestandsaufnahme der Ressourcen und Möglichkeiten in Oldenburg, die bis heute gültige Leitlinien geprägt hat. Dabei bezogen die Autoren sich ausdrücklich auf das Stadtleitbild von 2001 mit den vier Handlungsbereichen dynamischer Wirtschaftsstandort, Wissens- und Bildungszentrum, Kulturstadt, Wohnort mit Lebensqualität. Sport wurde nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil aller vier Bereiche!
Die Analysen und Handlungsempfehlungen dieses Gutachtens sind für den Stadtsportbund nach wie vor eine sehr wichtige Referenz und Handlungsgrundlage. Insbesondere Prävention und eine gesunde Lebensführung für alle Bürger, die Einbindung des Sports auch als Wirtschaftsfaktor oder auch eine mit dem Sport verbundene leistungsfähige Gesundheitswirtschaft sind für den SSB wichtige Leitideen. Für das Organigramm der Stadtverwaltung lässt sich aus dem Gutachten folgern, dass Sportentwicklung nach dem erweiterten Begriff als Handlungsfeld alle Dezernate der Verwaltung berührt und die meisten Ausschüsse des Rates,nicht nur den Sportausschuss!
Ausgehend vom Wopp-Gutachten wurden die Bürger Oldenburgs 2008 aufgerufen, unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Dieckert einen detailliertenSportentwicklungsplan (SEP) zu erarbeiten. Es handelte sich also um eine von Professor Dieckert und Mitarbeitern moderierte Bürgerbeteiligung, was in dieser Form methodisch neu war. Der SEP wurde bekanntlich 2009 vom Rat der Stadt verabschiedet und ist seitdem Planungsgrundlage auch bei der Bewilligung von Landesmitteln. Dieses Projekt fand bundesweit bei den Sportentwicklungsplanern Beachtung und galt vielen Sportbünden als methodisches Vorbild. Die Erwartungen der Beteiligten an den SEP waren damals sehr hoch – vielleicht zu hoch, denn zugleich betrachten viele der ehemaligen Beteiligten den Versuch der Umsetzung heute an vielen Punkten als gescheitert an.
Sieben Jahre später, zeigen sich sowohl die Stärken, aber eben auch die Schwächen des Konzepts. Aus der Sicht des organisierten Sports gehört zu den Schwächen des SEP, dass die Konzeptstruktur nicht als fortlaufender Prozess mit jährlicher Evaluation angelegt war. Die genannten Trägerstrukturen erwiesen sich für viele Projekte faktisch als wenig belastbar. Der organisierte Sport und dessen Mitgliedsvereine waren als Macher der Sportentwicklung aus Sicht des SSB zuletzt zu wenig eingebunden und die Exekutive wurde mit Aufgaben überfrachtet, die so nicht umsetzbar waren. Die Prozessverantwortung und Bedeutung der Politik wurde unterschätzt, d. h. der SEP war eben keine bloße Planungsgrundlage für die Exekutive und seiner Natur nach eigentlich unfertig! Dennoch sieht der SSB die positiven Aspekte des SEP im Vordergrund und wertschätzt die Verdienste der Autoren! Der SEP hat einen sehr wichtigen methodischen Anstoß gegeben.
Betrachtet man Sportangebote von der Trägerseite, so gibt es eigentlich vier Angebotsformen und deren Mischformen: 1. private, 2. gewerbliche, 3. öffentliche und 4. gemeinnützige Angebote. Der SSB sieht in den gemeinnützigen Vereinen der Stadt auch in Zukunft eine verlässliche Trägerstruktur für den Betrieb von Sportstätten und -angeboten, die es unbedingt zu fördern gilt. Das schließt aus Sicht des SSB Angebote für den informellen Sport und neue Mitgliedschaftsmodellemit ein. Die Alternativen zum gemeinnützigen Vereinssport wären entweder eine gewerbliche oder eine öffentliche (städtische) Trägerschaft ohne ehrenamtliches Engagement.
Große Vereine sind heute oft eine Art Mischung aus mittelständischem Betrieb und verlängertem Arm der Exekutive (mithin des öffentlichen Fördersystems). Bei Bürgerbeteiligungen wird aus der Sicht des „Endverbrauchers“ häufig die Förderung des informellen Sportes, also nichtorganisierten Sportes gefordert, so auch im SEP von 2009. Der Einzelsportler sieht häufig nicht die komplexe Struktur, die auf der Trägerseite notwendig ist, und viele sehen sie als selbstverständlich an. Zugleich wird den Vereinen unterstellt, dass sie für Trendsportarten und informelle Ausübungsformen zu wenig Raum böten. Das ist nachweislich falsch!
Für die Verantwortungsträger ist die Frage relevant, worauf sich das „informell“ eigentlich bezieht – auf die Sportausübung oder die Trägerschaft. Sport ohne Trägerschaft und Verkehrssicherungspflicht, ohne Haftung und Verantwortung für Sportanlagen gibt es in Deutschland legal nicht. Wie könnte ein Sprecher oder Repräsentant des informellen Sportes demokratisch legitimiert sein, wenn kein Verein oder eine organisierte Struktur von Personen hinter ihm stünde?
Bei der Frage, wer z. B. bei der Entwicklung des Fliegerhorst-Areals die Angebote für informellen Sport installieren, unterhalten und betreuen soll, wurde bei der Bürgerbeteiligung vielfach der Ruf nach der öffentlichen Hand laut. Die Paradoxie besteht darin, dass Menschen, welche die freiwillige Selbstorganisation in derSolidargemeinschaft der Vereine ablehnen, die staatliche Trägerschaft fordern und sich lieber in öffentlich-rechtliche Obhut begeben, die es aber bei der gegenwärtigen Struktur und öffentlichen Finanzlage nicht geben kann! Aus Sicht des Stadtsportbundes kommt es der freiheitlichen Selbstorganisation und dem Bedürfnis nach flexibler Individualisierung entgegen, wenn auch informelle Sportausübung in gemeinnütziger und ehrenamtlicher Trägerschaft der Vereine stattfindet. Vielleicht wäre der SEP erfolgreicher gewesen, wenn Vereine als Träger eine höhere Bedeutung und Aufmerksamkeit erhalten hätten!
Die Summe der ehrenamtlichen Dienstleistungen im Sport stellt einen unschätzbaren gesellschaftlichen Wert dar. Die Bereitschaft zu gemeinnützigem Engagement nimmt statistisch sogar zu, die Bereitschaft, ein Amt mit Haftung und Pflichten zu übernehmen, jedoch nimmt eindeutig ab! Ohne verantwortliche Vorstandsarbeit und professionelles Ehrenamtsmanagement in Schlüsselpositionen kann die wertvolle Ressource Ehrenamt an der Basis jedoch nicht erschlossen werden und die öffentliche Hand müsste zu deutlich höheren Kosten einspringen. Damit das System nicht brüchig wird, bedarf es zusätzlicher hauptamtlicher Strukturen. Diese Linie hat der SSB für sich in den letzten zweieinhalb Jahren bereits in ersten Schritten umgesetzt! Die zusätzlichen Kosten für zusätzliche hauptamtliche Unterstützung des Ehrenamtes in der Zukunft wären nur ein geringer Bruchteil gegenüber dem riesigen Verlust der Leistungen, der eintreten könnte, wenn kein Ausbau der hauptamtlichen Unterstützung auf der administrativen und organisatorischen Ebene erfolgen würde.
Es bedarf also dringend einer verbesserten Struktur hauptamtlicher Unterstützung für das Ehrenamt. Ob die Hauptamtlichkeit zentral oder dezentral bei den Vereinen eingerichtet wird, wäre in der Kommunikation mit den Vereinen zu klären. Eine zentrale Bündelung und Koordination wäre aus Sicht des SSB sinnvoll, woraus sich unter Beteiligung des SSB eine Art Dienstleistungs- und Präventionszentrum für Oldenburg entwickeln könnte, welches in Kooperation mit den Bildungs- und Forschungseinrichtungen, der Verwaltung der Stadt sowie dem Landessportbund Niedersachsen Modellprojekte auch für andere Städte und Gemeinden entwickeln könnte. Neue Ausbildungsgänge für die Unterstützung ehrenamtlicher Strukturen im Bereich der Prävention würden zudem einen wichtigen Sektor des Arbeitsmarkts beflügeln.
Es stellte sich im Jahr 2015 für den SSB die Frage, wie aus dem reichhaltig vorhandenen Material der vorangegangenen Sportentwicklungsplanung und den Erfahrungen der letzten 10 Jahre, die Weiterentwicklung des Sports in Oldenburg strukturiert werden könnte. Der SSB hat dazu den Vorschlag gemacht, für die Politik und den Bürger die Vielzahl der Handlungsfelder auf ein überschaubares Maß zusammenzufassen und mit dem täglichen Geschäftsbetrieb von SSB und Verwaltung in Einklang zu bringen.
Auf der Sportausschusssitzung vom 13. April 2016 wurde folgender 6-Punkteplan veröffentlicht, den der SSB zusammen mit der Sportverwaltung in mehreren Treffen und einem gemeinsamen Workshop erarbeitet hat. Dieses Konzept ersetzt nicht das Wopp-Gutachten oder den SEP, sondern – im Gegenteil – schließt als Prozess an diese an und stellt damit zugleich eine Schnittstelle zu den Handlungsfeldern der seit 2012 neu geordneten Sportentwicklungsförderung auf Landesebene her! Schon die Überarbeitung der Sportförderrichtlinien der Stadt Oldenburg hat seit 2015 einen Paradigmenwechsel eingeleitet, weg vom „Gießkannenprinzip“ hin zu Förderschwerpunkten der Sportentwicklung.
6-Punkte Programm von SSB und Sportverwaltung:
Die Aufforderung des Stadtsportbundes an die Politik besteht darin, Sport als gesellschaftliches Phänomen auch in die Handlungsfelder der übrigen Ausschüsse und Dezernate zu tragen und mit einem Gesamtleitbild zu verbinden. So wurde es bereits im Wopp-Gutachten gefordert! Das sind z.B. Projekte der Jugendhilfe und der Kooperation von Schule und Verein oder auch die Förderung des Profisports durch die Wirtschaftsförderung und das Stadtmarketing. Aus dieser Sicht kommt Sport nach dem erweiterten Sportbegriff in den Teilhaushalten „Soziales und Gesundheit“, „Jugend und Schule“ oder auch der Wirtschaftsförderung noch nicht hinreichend zur Geltung. Da Vereine vorwiegend vom Ehrenamt getragen werden, könnte das zivile Engagement durch katalytische Maßnahmen in allen genannten Bereichen und Teilhaushalten zusätzlich gefördert und der gesellschaftliche Zusammenhalt zu im Vergleich dazu relativ geringen Kosten weiter gestärkt werden.