Worte zum Jahreswechsel 2015/2016

Liebe Vereinsvorstände, liebe Fachwartinnen und Fachwarte, liebe Sportlerinnen und Sportler,

laut der internationalen Charta für Leibeserziehung und Sport der UNESCO von 1978ist Sport ein Grundrecht aller Menschen, dient Sport einem humanistischen Zweck und vermittelt moralische Werte. Sport ist Baustein lebenslangen Lernens und mithin ein uralter Teil der Kulturleistungen der Menschheit.

Dieser Anspruch gilt international. Diesem Anspruch will auch der Stadtsportbund Oldenburg e.V. gerecht werden! Mit unserem Motto „Sport verbindet“ hat der Stadtsportbund mit seinen Mitgliedsvereinen auch im Jahr 2015 viel zur Kultur und sozialen Teilhabe in dieser Stadt beigetragen.

Die Hilfsbereitschaft der Vereine bei der Flüchtlingshilfe ist beeindruckend und der Stadtsportbund versucht, zusammen mit der Sportverwaltung, möglichst unbürokratisch nachhaltige Strukturen und Fördermöglichkeiten für dieses freiwillige zivile Engagement zu schaffen. Wir danken an dieser Stelle unserem Oberbürgermeister, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sportverwaltung sowie den Damen und Herren des Sportausschusses für eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit im Jahr 2015 und die finanzielle und ideelle Unterstützung unseres Geschäftsbetriebes!

Die deutsche Sportlandschaft zeichnet sich durch ein hohes Maß der freiwilligen Selbstorganisation in der Form von gemeinnützigen, eingetragenen Vereinen aus. Das ist in anderen Ländern nicht selbstverständlich und Neubürger müssen das erst kennen lernen. Im Ausschusses „Neue Mitgliedschaftsmodelle“ des Landessportbundes (LSB) habe ich intern die methodische Frage gestellt: „Was kann man bei Mitgliedschaftsmodellen alles wegdenken, ohne die Identität unserer kulturellen Tradition zu gefährden?“ Ich komme zu drei Kernelementen, die seit der bürgerlichen Revolution von 1848 die deutsche Vereinswelt prägen und die aus der Epoche der Aufklärung abgeleitet werden können: Freiheit, Gemeinnützigkeit und Ehrenamt. Die Einheit des Leistungssportes durch den olympischen Gedanken kam später hinzu und ist ein wichtiges einendes Element.

Die Anzahl der kommerziellen Sportanbieter nimmt rasant zu und auch die großen Elektronik und Softwarehersteller bieten Gesundheits- und Fitness-Apps mit den dazugehörigen Mess- und Diagnosegeräten an. Soziale Netzwerke im Internet bieten scheinbar Ersatz für traditionelle Begegnungsformen. Sportler und Vereinsmitglieder sehen sich immer häufiger als Kunden und erwarten von Sportanbietern, egal ob Verein oder Fitnessstudio, eine professionelle Dienstleistung. Wir müssen diese neuen Entwicklungen überdenken und, wo möglich, für uns nutzen.

In dem genannten LSB-Ausschuss zu Mitgliedschaftsmodellen war man sich einig, dass die Solidargemeinschaft der Vereine als moralische Instanz erhalten und gefördert werden muss. Wo liegt jedoch die Grenze von der Vereinswelt zur Welt der kommerziellen Anbieter? Entscheidet das allein das Finanzamt? Sie ist fließend, denn die Vereine werden kommerzieller und die Fitnessunternehmen vielfach gemeinnütziger. Wir sehen die Tendenz, dass große Mehrspartenvereine immer mehr wie ein mittelständisches Unternehmen geführt werden müssen und inzwischen gibt es manchen kommerziellen Betreiber von Kinderspielhallen, Kletterparks und Gesundheitssporteinrichtungen, der sein Geschäftsmodell um die Gründung eines gemeinnützigen Vereins erweitert. Viele Bürger wollen informellen Sport betreiben und haben eine Abneigung gegen „Vereinsmeierei“. Einige fordern, dass die öffentliche Hand Träger und Betreiber von Sportanlagen für den Freizeitsport (Rollsportanlagen, Bewegungsparcours, Trimmpfade) sein soll. Der Stadtsportbund vertritt die Ansicht, dass auch im Bereich des Freizeit-und Gesundheitssports Vereine als Träger der Anlagen und des Sportbetriebs meistens die beste Lösung sind! Dies geht jedoch nicht ohne öffentliche Förderung!

Mit der Begründung dieses Anspruchs kehren wir zur Ausgangsfrage zurück, was die „Seele“ der traditionellen Vereinswelt ausmacht. Ich wiederhole die These: es sind freiwillige Selbstorganisation (Freiheit), Ehrenamt und Gemeinnützigkeit als moralische Verpflichtung. Wir Vereinsleute wissen das und würden das für trivial halten, doch ist es für die Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich. Das bedeutet nicht, dass es kein gewinnorientiertes Geschäftsmodell geben darf – gesunde Vereine müssen Einnahmen für die Solidargemeinschaft generieren! Das bedeutet schon gar nicht, dass es kein Hauptamt geben darf – im Gegenteil: das Hauptamt wird zunehmend unerlässlich, damit der „Ehrenamtler“ entlastet wird
und sich mit denjenigen Aufgaben beschäftigen kann, die er freiwillig und gern tut. 

Ohne die Aufrechterhaltung moralischer Werte und dem Verständnis von Sport als höhere Kulturleistung ist die Einheit des Sports unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes gefährdet und damit eine starke Interessenvertretung gegenüber Gesellschaft und Politik. Dazu gehört auch die Mitgliedschaft im Verband! Aus diesem Grunde hat der Landessportbund Niedersachsen auf seinem letzten Landessporttag einen Beschluss über die Leitlinien der Verbandsarbeit im LSB gefasst, auf Englisch: Corporate-Governance-Codex. Ohne diesen moralischen Kompass verliert unser Sport seine Glaubwürdigkeit. Die Ablehnung der Olympia-Bewerbung in Hamburg hat uns enttäuscht; sie mag jedoch vor dem Hintergrund der Pressemeldungen des letzten Jahres zumindest teilweise einen solchen Glaubwürdigkeitsverlust widerspiegeln.

Der Stadtsportbund hält diese Klärung für selbstverständlich und unterstützt den LSB in seinem Tun. Dieselben Maßstäbe gelten für das Fördersystem der Stadt Oldenburg. Das bedeutet leider auch eine Verschärfung des Prüfwesens bei der Verwendung öffentlicher Mittel. Wir haben das in diesem Jahr bei der routinemäßigen Revision des LSB und der Abrechnung der Übungsleiterpauschalen erfahren müssen. Wir werden gleich zu Jahresbeginn dazu eine Fortbildung anbieten, die unbedingt ernst genommen werden sollte! Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass bei fehlenden Belegen Rückforderungen vom LSB für den gesamten Förderbetrag exekutiert werden.

Ehrenamtliche Tätigkeit wird angesichts der Herausforderungen mitnichten leichter werden. Es wird schwieriger, überhaupt noch Kassenwarte und Vorsitzende zu finden, die nach § 26 BGB Verantwortung übernehmen. Solange wir dieselben Ideale verfolgen und miteinander im Gespräch bleiben – bei Kritik miteinander reden und nicht übereinander – können wir uns gegenseitig motivieren und die Interessen des Oldenburger Sports geschlossen nach außen vertreten.

Besonderer Dank gilt unseren „Hauptamtlern“ in der Geschäftsstelle des Stadtsportbundes: Claudia Lehnort, Gerardina Topo und seit September 2015 Mathias Janssen für die Sportregion Ammerland/Oldenburg-Stadt/Wesermarsch. Unsere hauptamtlichen Mitarbeiter motivieren uns und leben mit uns unsere Ideale und unseren Sport und ohne sie wäre die ehrenamtliche Arbeit des SSB nicht zu leisten!

Dasselbe gilt für die Unterstützung aus den Vereinen! Der Vorstand des SSB bedankt sich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit im zurückliegenden Jahr und wir freuen uns auf eine Fortsetzung im Jahr 2016! Unzählige Menschen in Vorständen, Fachverbänden, als aktive Mitglieder oder deren Angehörige tragen dazu bei, das Gesicht des Oldenburger Sportes positiv zu prägen. Wir danken all den aktiven Mitgliedern unserer Vereine, den Vorständen, Beauftragten und den fleißigen Helfern für Ihr ehrenamtliches Engagement!

Der Vorstand des SSB wünscht Ihnen viel Glück und Gesundheit für das Jahr 2016! Wir hoffen, dass wir uns auf dem Stadtsporttag am 14. März 2016 sehen werden und dort über die Herausforderungen, die uns bevorstehen, sprechen.